Was ist eigentlich dieses Homesharing?

Man liest es ja immer wieder – Homesharing ist eigentlich nur ein Tarnbegriff für illegal agierende, Wohnraum vernichtende, Steuern hinterziehende und Vermieter betrügende Immobilienfirmen.

 

Denn es vernichtet ja schließlich Wohnraum, wenn jemand in einer offensichtlich so großen Wohnung wohnt, dass er ein oder mehrere Zimmer, vielleicht sogar mit eigenem Bad, für Touristen anbieten kann. Dann sollte er doch einfach in eine kleinere Wohnung ziehen!

 

Oder wenn jemand so häufig unterwegs ist, dass er seine ganze (!) Wohnung immer wieder für Touristen anbieten kann, wieso wohnt er dann nicht gleich in einer WG?

 

Und wenn jemand schon so frech ist und gleich eine ganze Wohneinheit IMMER und permanent auf Airbnb anbietet, dann kann das ja nie und nimmer Homesharing sein, oder?

 

Das ist natürlich Quatsch. Kommen wir also zum Homesharing. Wann ist man denn nun ein*e Homesharer*in und das, was man da tut, Homesharing?

 

Zum einen muss man ganz klar vorwegstellen: Nicht alle Unterkünfte, die auf Airbnb gelistet sind, sind Homesharing-Unterkünfte und nicht alle Homesharing-Unterkünfte sind automatisch auf Airbnb gelistet. Airbnb ist erstmal ganz einfach eine Plattform, auf der Interessierte eine Unterkunft listen können. Dafür erstellt man für sich ein Profil und eine Inseratsseite für seine Unterkunft. Ist man bei Airbnb so gelistet, ist man also noch kein*e Homesharer*in, sondern „nur“ ein*e Gastgeber*in – für was auch immer.

 

Wenn man es sich besonders einfach machen will, nicht viel Ahnung von der Materie (und der vielfältigen Gastgeberlandschaft) oder politische Gründe hat, liest man dann gerne: Homesharing ist ein Zimmer (oder mehrere) Zimmer in seiner eigenen Wohnung für Touristen anzubieten oder wenn man verreist ist, auch mal die ganze Wohnung. Dieses Argument wird besonders gerne gebracht, wenn es darum geht, dass Homesharing ja keinen Wohnraum vernichtet. Aber, wie gesagt, das ist eine eher ein-fältige Sicht. Denn wie die Menschen selbst, sind nun auch einmal deren Zuhause viel-fältig. Homesharing heißt nämlich ganz kurz und knapp: sein Zuhause teilen.

 

Uff! Jetzt wird es philosophisch, denn was ist das denn – das Zuhause? Den philosophischen Diskurs, dass es kein Teilen mehr sei, wenn dafür Geld genommen wird, sparen wir uns an dieser Stelle (das Argument lautet: sharing economy).

 

Man sollte nicht den Fehler machen, das Phänomen Homesharing analog politischer und rechtlicher Interessen zu definieren. Dass die Nutzung von Wohnraum, der zum dauerhaften Wohnen gedacht und geplant wurde, in irgendeiner Form reguliert werden muss, ist auch klar. Das soll aber nicht unsere Perspektive auf das Phänomen Homesharing einengen, denn hier geht um es um Menschen und deren Zuhause in all ihrer Vielfalt – und ihrer Freude am Gastgeben.

 

Schlauer macht uns das jetzt aber noch nicht, gell? Kommen wir also wieder zum Zuhause, was da geteilt wird.

 

Rechtlich kann das Zuhause der Erstwohnsitz, gefühlsmäßig, aber auch ein Zweitwohnsitz im eigenen Ferienhaus sein. Gehört der Garten, in dem man das Wochenendhäuschen hin und wieder aus Spaß anbietet, auch dazu? Warum nicht, wenn es erlaubt ist! Auch Gewerblichkeit ist kein Ausschlusskriterium für Homesharing. Denn, wenn ich Lust daran habe, für die Gäste, die in meinem Arbeitszimmer übernachten, Frühstück zuzubereiten, und alle rechtlichen und hygienischen Rahmenbedingungen einhalte, dann ändert das nichts daran, dass ich mein Zuhause teile.

 

Wichtig ist, dass man sich in irgendeiner Form mit seinen Gästen auf einer Liegenschaft, bestenfalls unter einem Dach aufhält.

 

Und wie ist das dann mit Hotels, die in Familienbesitz sind und bei denen die Hoteliersfamilie auch auf dem Grundstück wohnt? Ja- warum sollte das denn kein Homesharing sein? Suchen wir doch lieber die Dinge, die uns verbinden, als solche die uns trennen.

 

In diesem Sinne: Willkommen zuhause!

 

- Ein Denkanstoß -

Homesharing

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